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Writer's picturePrejudice Awareness

Verlorene Generationen

Updated: Mar 15, 2021



Zuschauer einer Massenhängung im Iran

Normalerweise versteht man unter dem Begriff "verlorene Generation" die junge Bevölkerungsgruppe, die in ihrem bewussten Leben nichts andere als ein politisches System mit immer dem gleichen Machthaber – oder mit immer der gleichen Machthaberin – kennt. So gibt es zurzeit u.a. die Generation Merkel, die Generation Erdoğan und die Generation Putin. In den USA gibt es wegen der Beschränkung auf eine einzige Wiederwahl – also auf zwei Amtszeiten – solche personenbedingten Abhängigkeiten nicht, wenn man einmal von Dynastien wie die der Bushs absieht. Man sollte dies immer vor Augen haben, wenn man sich über verschiedene Phänomene wundert.


Dann gibt es seit 1948 die aus Palästina Vertriebenen bzw. die dort noch Überlebenden. Also mehrere Generationen, die nichts anderes als Krieg erlebt haben. Jahrzehnte von Demütigung und Gewalt! Alleine schon die Kinder aus Syrien und dem Irak, die in Ruinen geboren wurden, im Bombenhagel heranwuchsen und nie Frieden kannten, und auch junge Leute aus diesen Gebieten, wie sollen sich diese im Westen integrieren und nicht auch dorthin Gewalt mitbringen? Ganz zu schweigen von den westlichen Dschihadisten, die ihre jeweiligen Regierungen "zurückholen" wollen…


Aber ist Frieden wirklich überall besser? Beim Betrachten von Zuschauern – darunter ein etwa vierjähriges Mädchen mit ihrer Mutter – einer Massenhängung im Iran, hat man als ersten Gedanken: wie abgebrüht, wie grausam, müssen diese Menschen sein, von denen immerhin nicht wenige das Alter haben, bei der Machtübernahme durch die Ayatollahs 1979 schon Jugendliche oder gar Erwachsene gewesen zu sein! Es heißt, der Iran hat überwiegend eine jugendliche Bevölkerung. Und gerade dies sollte uns Angst machen. Ebenso die Propaganda, die uns diese jungen Leute als "oppositionell" verkaufen will – wie übrigens auch in Saudi-Arabien, wo einige Töchter aus guten Familien das "neue" saudische Frauenbild im Westen vermitteln sollen.


Natürlich gibt es in jedem noch so totalitären System, sogar in Nordkorea, schwarze Schafe, die sich insgeheim auflehnen – innere Emigranten sozusagen, bevor sie eventuell auch äussere Emigranten werden. Aber inwieweit kann man dann wirklich ein solches grausames System verlassen? Ist dann nicht der Druck auf ihre Angehörigen, die Repressalien bis hin zu Sippenhaft und physischer Vernichtung, zu groß? Wir kennen dieses Problem zu gut aus dem Dritten Reich, aus der DDR, und aus der Türkei.


Ein Intergenerationen-Dialog kann jedoch schon bei einer einzigen "verlorenen" Generation sehr schwierig werden. Jedenfalls ist in Europa die jetzige junge Generation nicht besonders diskussionsfreudig. Die Furcht vor Repressalien ist zu groß. Diese jungen Leute haben andere Prioritäten – so vor allem die, einen guten und sicheren Job zu finden und nicht von Sozialhilfe abhängig und von Altersarmut bedroht zu sein. Normalerweise denken junge Menschen noch nicht ans Alter, aber dessen Probleme sind ist heutzutage zu allgegenwärtig, um nicht ins Bewusstsein der Jungen zu gelangen…


Den jungen Deutschen fehlt es mehr an Empathie als den vorangegangenen Generationen. Es braucht nicht mehr der Einbettung in die Hitlerjugend oder in den Bund Deutscher Mädchen, um systemkonform zu sein. Damals waren die meisten Jugendlichen fanatisiert, aber heute sind sie – wie ihre Kanzlerin – emotionslos und unbarmherzig, meist auf sich selber fixiert. Natürlich ist dies auf die allgemeine Krisensituation zurückzuführen, auf ihre ungewisse Zukunft. Aber auch Anfang der 30er Jahre gab es eine Wirtschaftskrise in Deutschland, mit allen grausamen Begleiterscheinungen.


Zu Zeiten des Kalten Krieges, als es noch klare Fronten gab, und noch nicht die Kollaboration verschiedener politischer Systeme, konnte man sich einfach in ein relativ sicheres Land absetzen. Aber welches Land bietet heute noch eine sichere Zuflucht? Schurkenstaaten können unliebsame Journalisten und Oppositionelle mittels Interpol mehr oder weniger lange inhaftieren lassen. Während Berlin seine in der Türkei inhaftierten Staatsbürger per mehr oder weniger geheimem Deal zurückholt, liefert es im Gegenzug türkische und kurdische Asylanwärter an Ankara aus.


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