Angela Merkels CDU hat am 14. Mai die Landtagswahl im wichtigen Nordrhein-Westfalen gewonnen, das sicherlich – wie in Berlin – von einer Großen Koalition regiert wird. Gleich am nächsten Tag machte der ebenfalls an diesem Sonntag inthronisierte frischgekürte Präsident Emmanuel Macron der “Mutti” Merkel in Berlin seine Aufwartung.
Eine Woche zuvor war er noch, von Mitterand und Putin inspiriert, gemessenen Schrittes und zu den Klängen der “Europahymne” auf die Louvre-Pyramide zu marschiert. Zugleich nennt der junge Pharao seine “Bewegung” jetzt “Les Républicains en marche” und stützt sich auf die eher von Katherina der Großen inspirierte Angela Merkel, mit der er Großes vorhat, unter anderem die Gründung eines deutsch-französischen Investmentfonds und ein gemeinsames Budget der Eurozone (sogar mit einem gemeinsamen (!) EU-Finanzminister, jedoch nicht Wolfgang Schäuble!).
Macrons Dilemma besteht darin, dass er erst einmal die Parlamentswahlen vom 11. und 18. Juni gewinnen muss, um in der Nationalversammlung genügend Abgeordnete für sich zu haben und regierungsfähig zu sein. Aber ohne eine Koalition mit anderen Parteien – nach deutschem Vorbild – wird das nicht möglich sein.
Deswegen auch die vorsichtige Haltung Merkels ihm gegenüber: Sie hat schon so viele französische Präsidenten an sich vorbeiziehen und sie hofieren sehen: Jacques Chirac, Nicolas Sarkozy und François Hollande. Das waren und sind alles regierungsfähige, gestandene Politiker, die nicht viel mit diesem Grünschnabel gemeinsam haben, der sich in ein paar Wochen als lahme Ente erweisen könnte – mit einem Triumph des Front National in fünf Jahren…
Auch die SPD ist besorgt: Ihr Spitzenkandidat Martin Schulz ist jetzt schon eine lahme Ente. Der Hype um diesen Messias ist verflogen und eine Satiresendung startete eine lustige Suchkampagne nach diesem ehemaligen EU-Bonzen und reichsten Kanzlerkandidaten aller Zeiten.
Auch für Macron wird die Bundestagwahl vom 24. September schicksalhaft sein. Deswegen drängen seine Brüder im Geiste, Sigmar Gabriel und Yanis Varoufakis, darauf, Frankreich finanzielle Erleichterungen zu schaffen. Und das würde für die Deutschen ziemlich teuer werden, wie auch Merkel und ihr Austeritätsminister Schäuble wissen…
Die Franzosen selber, der Lügen und leeren Versprechungen müde, sind Fatalisten und warten einfach ab. Ihre schwache Wahlbeteiligung wird auch bei den Parlamentswahlen nicht besser werden und ihre Stimmenthaltungen nicht schwächer. Man weiss heute immer noch nicht, wer Frankreichs Premierminister sein wird. Die da oben machen ja ohnehin, was sie wollen, und so kommt die einzige Hoffnung von der Straße, falls die Demonstrationen nicht zum Erlahmen kommen, denn immerhin ist ja das Wetter schön, wie einst im Mai 1968…
Mehr denn je wird der Unterschied zwischen dem einfachen Volk, das sich zu einem grossen Teil vom Front National vertreten fühlt, und der Elite um Macron und den alten Politikern, die jetzt um ihn herumscharwenzeln, deutlich. Notfalls hätten die französischen Werktätigen, Arbeitslosen und Abgehängten ja weitere fünf Jahre deutsches Europa, ja sogar eine Merkel-EU – mit dem Euro anstatt des Franc – verkraftet, aber es wird wieder neuen Wein in alten Schläuchen geben, bzw. neue Schweine vor alten Futtertrögen – oder umgekehrt.
Jetzt warten alle auf das Ergebnis der Bundestagswahl im Herbst, aber leider muss Macron schon vorher liefern. Die Zeit arbeitet gegen ihn. Sein Schicksal wurde jetzt am Rhein und wird danach an der Spree besiegelt…
Author : Harry R.WILKENS
Comments