Ich hatte vergeblich versucht, die Genfer für eine Konferenz-Debatte über den Merkelfaschismus zu begeistern, aber insbesondere vonseiten jüdischer Organisationen stieß ich auf Widerstand. Schließlich war wegen meiner Beiträge im Organ der Genfer Partei der Arbeit, ENCRE ROUGE, bekannt, dass ich gerne historische Parallelen ziehe, wohingegen die Journalisten den Richtlinien der großen Verlagshäuser Tamedia/Ringier folgen müssen...
So ist mir aufgefallen, dass nicht nur der bekennende Katholik Jean Ziegler einmal geäussert hatte: "Ich liebe Angela Merkel!", sondern auch bekannte jüdische Persönlichkeiten, wie der Historiker (!) und Talkshow-Star Michael Wolfsohn und die französische Schriftstellerin und Sarkozy-Freundin Yasmina Reza sich in diesem Sinne geäussert hatten. Auch in der Genfer kommunistischen Monatsschrift Gauchebdo lobte vor nicht allzu langer Zeit eine betagte Feministin die Empathie (!) von "Mutti"…
Natürlich fallen die Parallelen zur schrecklichen Zeit 1933-1945 auf. Schon vor zehn Jahren waren alte Frauen, die damals für Hitler geschwärmt haben, auch von Merkel ganz begeistert. Und bis 1938 hielten auch viele betuchte Juden zu Hitler, bis ihre Firmen, Kunstsammlungen und andere Güter der Arisierung zum Opfer fielen, und sie mit einer mehr oder weniger großen Abfindung emigrieren mussten, während viele ihrer ärmeren Glaubensgenossen ausgerottet wurden.
Sogar ein Ex-Widerständler wie der spätere sozialdemokratische Bundeskanzler Willy Brandt (1969-74), war zunächst Außenminister unter dem NS-Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, der 1968 von Beate Klarsfeld öffentlich geohrfeigt wurde… John Le Carré hatte schon 1967in seinem Buch "Eine kleine Stadt in Deutschland" festgestellt, dass die revoltierende Jugend ihren Eltern nicht vorwarf, den Krieg begonnen, sondern ihn verloren zu haben!
Der mit seiner Ehefrau Loki in der NS-Zeit opportunistische spätere SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt hatte mit den Hitler feindlich gesinnten SPDlern Kurt Schumacher (im Gefängnis und KZ), Willy Brandt und Herbert Wehner (beide Emigranten) nichts mehr gemeinsam. Unter ihm gab es die Bleiernen Jahre mit der RAF und dem palästinensischen-Terrorismus, die beide antisemitische Züge aufwiesen…
In der stark konsensuellen deutschen Gesellschaft war es – im Gegensatz zum toleranteren Frankreich – nicht möglich, die vielen Zuwanderer, oft muslimischen Glaubens zu integrieren, denn Mischehen sind verpönt. Andererseits sind auch die Türken, Kurden, Syrer usw., die mit der dekretierten deutschen "Leitkultur" ohnehin nichts am Hut haben, stark endogam, also heiraten nur untereinander. Diese Situation führte letzten Endes zum Erstarken der radikalen Rechten mit ihren deutschnationalen Scheißhausparolen.
Allerdings fielen die AfD-Anhänger nicht einfach vom Himmel, denn viele von ihnen liefen aus dem konservativen, grünen und gar linken Lager über, was wiederum an die Schicksalswahl 1932 erinnert. Sie alle waren der bleiernen Jahre und der ewigen Bundeskanzlerin Merkel überdrüssig, die jetzt – trotz SPD-Scheingegner Martin Schulz – ihr viertes Mandat antritt, und somit 16 Jahre an der Macht sein wird, diesmal in einer Koalition mit der FDP und den Grünen, da die stark geschwächte SPD lieber in der Opposition bleibt, um sich zu erneuern… Und wie 1932 gibt es wieder eine starke rechtsradikale Opposition im Reichs- bzw. Bundestag. Folglich kann man von einem Vierten Reich reden…
Aber wie haben die wahlberechtigten Türken in Deutschland gestimmt? Als Erdoğan die türkischstämmigen Wähler dazu aufrief, nicht die CDU/CSU, SPD oder die Grünen zu wählen, ermutigte er seine Gegner faktisch dazu, gerade diese Systemparteien zu wählen – die FDP hatte er wohl vergessen… Allerdings müssten die Erdoğan-Anhänger jetzt logischerweise die Oppositionsparteien AfD und LINKE gestärkt haben, oder zumindest die seiner AKP nahestehende Allianz Deutscher Demokraten (ADD), die aber nur in Nordrhein-Westfalen antritt.
Der Autor dieses Artikels sieht schwarz für die Zukunft Deutschlands, denn schon jetzt herrscht eine Pogrom-Stimmung, wie 1992 (Übergriffe in Rostock Lichtenhagen). Zwar ging bisher – anders als in Frankreich – die wirkliche Opposition (das niedere Volk) bisher nicht wirklich auf die Straße, aber auch dies kann noch kommen, denn die Abgehängten, Armen und Obdachlosen werden immer mehr; sie sind verzweifelt und haben nichts mehr zu verlieren, und der Weg von der Suppenküche auf die Straße ist kurz…
Author : Harry R. WILKENS
Comments